1. Problemaufriss
Personalenentwicklung - was ist denn das?
Wie wir bereits gesehen haben, werden bei der Schulentwicklung auch Bezeichnungen der industriellen Organisationsentwicklung auf die Schule übertragen.
| Definition: Personalentwicklung: | 
 
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            Im wirtschaftlichen Bereich versteht man unter Personalentwicklung
  den Verwaltungsbereich, der Menschen, die zur Bewältigung des
          Unternehmensziels benötigt werden, anstellt, bzw. "frei setzt" und
          verwaltet. Dazu gehören neben der Honorierung nach Leistungsmerkmalen,
          u.a. auch die Urlaubsplanung und die Weiterbildung der angestellten
  Personen.          
In der Schule sind die Aufgaben durch
          Gesetz bzw. durch Verordnungen festgelegt. Der größte
          Teil dieser Aufgaben wird von der Schulverwaltung und nicht von den örtlichen
          Schule erledigt.
          Da aber in PISA herausgefunden wurde, dass in den "erfolgreichen" Pisaländern,
          die Schulen auch in Personalangelegenheiten eine größere
          Freiheit besitzen, werden auch hier die bisherigen Grenzen aufgeweicht.
          Die operativ eigenständigen Schulen (OES) z.B. sind im Berufsschulwesen
          Baden-Württembergs
  in diese Richtung am weitesten gediehen.
Aufgaben des Personalmanagements: 
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Damit in einer Schule tatsächlich auch Schulentwicklung statt finden kann, so eine weit verbreitete Forderung der Schulleiter, ist ihnen im Bereich der Personalentwicklung eine größere Freiheit zu geben.
Zum Überlegen: 1. Welche Chancen und Gefahren sehen sie, wenn Schulleitungen die vollen Personalmanagement - Rechte erhalten? 2. Nehmen Sie Stellung zu der Aussage: "Nicht Personen, sondern die Umstände unter denen sie arbeiten, können entwickelt werden."  | 
          
2. Die Personalentwicklung an der Schule
2.1 Die Sicht der Schulverwaltung
Armin Lohmann beschreibt in "Personal braucht Entwicklung" als grundlegendes Problem einer Schulentwicklung den "... Qualitäts- bzw. Imageverlust einer Schule". Er folgert: "Die Suche nach den Ursachen darf vor dem schulischen Personal nicht halt machen" (a.a. O. S. 63).
Eine Ist- Erfassung des Schulzustandes zur oben genannten Fragestellung steht bei Lohmann unter den analytischen Fragestellungen:
- Wo liegen die Ursachen?
 - Was behindert eine positive Entwicklung?
 - Welche Ziele sollten die angestrebten Veränderungen haben?
 - Welche Entwicklungschancen eröffnen sich?
 
| Nehmen Sie mit Ihrem bisherigen Wissen zur Schulentwicklung kritisch zu diesen Fragen Stellung. | 
Wenn dann noch gesagt wird, dass ein tragfähiges Schulprogramm "... selbstverständlich Maßnahmen zur Personalmotivation, - fürsorge, -pflege und -weiterentwicklung enthält." (a.a.O. S. 63), dann wird deutlich, dass Sie auch in diesem Bereich bestens informiert sein sollten.
" Schulleiterinnen und Schulleiter betreiben eine aktive Personalentwicklung. 
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Damit diese Vielzahl von Aufgaben auch bewältigt werden kann, sind Leitbild, Schulprogramm und Steuergruppenarbeit notwendig.
nach oben2.2. Einige Instrumente der Schulleitung
a. Das Mitarbeitergespräch ein Mittel zur Erschließung von Potenzialen
Die Schulleitung führt regelmäßig Einzelgespräche mit den einzelnen Lehrkräften. Dabei wird im Gesamtzusammen ang von Schulleitbild und Schulprogramm/ Lehrerleitbild erkundet, welche Qualifikationen bei der Lehrkraft auszubauen, zu fördern, einzusetzen, ... sind. Die Ergebnisse des Gespräches werden als Zielsetzungen notiert.
Sie bereiten sich vielleicht auf so ein Gespräch mit Hilfe der Fragen vor:
- Was mache ich gut? Was kann ich?
 - Welche Fertigkeiten/ Fähigkeiten könnte ich in die Schule einbringen?
 - Wo sehe ich für mich Entwicklungsbedarf?
 - Wer oder Was könnte mich unterstützen?
 - Welche Bedingungen möchte ich gerne verändert habe, damit ich besser arbeiten kann?
 - .....
 
Sie sehen, dass ich die Fragestellung möglichst positiv aufgebaut habe. Auch hier gilt, wie bei den Schülergesprächen:
Betrachte den Menschen als entwicklungsfähig und entwicklungswillig!
b. Die Zielvereinbarung:
Das Mitarbeitergespräch endet mit einer
          Zielvereinbarung, die nach den SMART-Kriterien aufgebaut ist.
          Die Einigung sollte eine gegenseitige Vereinbarung sein, damit aus
          ihr auch ein "commitment" (Identifizierung mit
          den gesetzten Zielen) entstehen
  kann. Diktate führen nur zum Boykott. 
Nach Beendigung des vereinbarten Zeitraumes wird in einem erneuten Mitarbeitergespräch natürlich überprüft, ob die vereinbarten Ziele auch erreicht wurden. Wenn nicht - dann sind die Gründe und Ursachen zu belegen bzw. zu begründen.
c. Leitbild- und Schulprogrammentwicklung:
dienen der Bildung eines Minimalkonsenses und einer CI (corporate identity). Maßnahmen zur Teambildung unterstützen eine Zusammenarbeit.
d. fortlaufende Evaluation:
Alle Maßnahmen der Personalentwicklung unterliegen wie auch die der SE und OE dem Evaluationszyklus.

3. Maßnahmen der "eigenen Personalentwicklung"
a. Selbstmanagement:
Wenn sie an Personalentwicklung denken, sollten sie nicht
          zuletzt auch daran denken, dass sie diesen Beruf wählten und ihn
          vielleicht über einen Zeitraum von 40 Jahren ausüben wollen.
          Um mit den vielen Belastungen, die neben aller Freude und allem Enthusiasmus
          auch bei diesem Beruf auftreten, fertig werden zu können, bedarf
          es auch einiger Fähigkeiten und Fertigkeiten. 
          Für sich selbst
          sorgen wäre in diesem Sinne kein Eigennutz, sondern die Fähigkeit eigene
          Stärken und Grenzen zu erkennen und an ihrer Veränderung zu arbeiten.
        "Stärken stärken, Schwächen abbauen!"
 
  "Burn-out" und Frühpensionierung sind kein angemessener Ersatz
  für
  die Entscheidung, mit sich selbst sorgfältig umzugehen. 
  In vielen
          Ansätzen
          der humanistischen Psychologie wird das Selbstsystem mit einem äußeren
          System verglichen. "Wie ich mit mir selbst umgehe, kann ein Spiegelbild
  von dem sein, was z.B. im Schulsystem mit mir selbst passiert. 
b. Fortbildung
Die Lehrerfortbildung (LFB) war weitgehend bisher eine Angelegenheit
          des Interesses der einzelnen Lehrkraft. Obwohl Lehrer zur Fortbildung
          verpflichtet sind, konnte es vorkommen, dass einzelne Lehrkräfte relativ
          häufig andere etwas weniger, angebotene Veranstaltungen besuchten.
          
          Prinzipiell lassen sich Fortbildungsveranstaltungen hinsichtlich des
          Anbieters unterscheiden:
- schulinterne Fortbildung (Schilf; Pädagogische Tage), Multiplikatoren der Schulämter (am LA) oder freie Träger gestalten die Fortbildung an der Schule.
 - regionale Fortbildung: Beauftragte der Schulämter an den Landratsämtern boten/ bieten in der Regel Halbtagsveranstaltungen an, bei der sich die interessierte Lehrkraft anmelden kann.
 - die zentrale Lehrerfortbildung findet an den Akademien in der Regel über einem Zeitraum von 2 1/2 Tagen statt. Die Anmeldung erfolgt mit einem Normschriftsatz, der Schulleiter hat die Fortbildung zu genehmigen.
 - Fortbildungen von freien Trägern. Da hier die Angebote relativ
            unübersichtlich sind, waren Fortbildungen die von Religionspädagogischen
            Instituten, Jugendherbergswerk, Aktion Jugendschutz, Gewerkschaften,
            der chemischen Industrie, den PHs angeboten wurden, oft leichter
            zu besuchen. 
Kostenpflichtige Fortbildungen z.B. von psychologischen-, pädagogischen Instituten oder gar Ausbildungen z.B. in Suggestopädie werden oft als Privatsache behandelt. 

Leider floss bei der bisherigen Regelung oft wenig des Materials in das Kollegium zurück. Das Wissen blieb dann auch "privat". Dies zu ändern ist Absicht der Leitlinien zur Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Baden - Württemberg.
Die wichtigsten Punkte finden sie in der Zusammenfassung.
| Kernsätze der Leitlinien | |
| I. Aufgaben  (2)  | 
            ... Durch berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung entwickeln Lehrerinnen und Lehrer ihre berufliche Qualifikation in Bezug auf den Unterricht und den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule stetig fort. | 
II. Verantwortlichkeit (4)  | 
            ... Zuständig für die Fortbildung und Personalentwicklung an der Schule ist die Schulleitung. Sie wird dabei durch die Angebote der Landesakademien bzw. der Anlaufstellen unterstützt. | 
| (5) | Nach Möglichkeit bilden schulinterne Maßnahmen und Maßnahmen im Verbund von Nachbarschulen oder Profilschulen mit affinem Profil einen Schwerpunkt der Lehrerfortbildung. Dies Maßnahmen werden von den Schulen geplant, organisiert und gestaltet, ... | 
Zur schulinternen Fortbildung gehört auch die Durchführung von Pädagogischen Tagen als Fortbildungsveranstaltung des gesamten Kollegiums... ... Beratung von Pädagogischen Tagen in der Schulkonferenz ... ... Pädagogische Tage sind grundsätzlich in der unterrichtsfreien Zeit durchzuführen.  | 
          |
| IV. Fortbildungsplan und Fortbildungsportfolio | |
| (1) | Die Schule legt in einem jährlichen Fortbildungsplan ihre schulentwicklungsbezogene Qualifizierungsanforderungen und Qualifizierungsmaßnahmen fest. | 
| (3) | Lehrerinnen und Lehrer sind verpflichtet, ihre berufsspezifischen Kompetenzen zu erhalten und stetig weiterzuentwickeln. .... Die Erfüllung der Fortbildungsverpflichtung ist vorrangig im Wege kooperativer und motivierender Personalführung durch die Schulleitung sicherzustellen. ... die Schulleitung kann "Lehrerinnen und Lehrer in zu begründeten Fällen zur Wahrnehmung bestimmter Fort- bzw. Weiterbildungsmaßnahmen verpflichten".  | 
          
| (4) | Jede Lehrerin und jeder Lehrer hat das Recht auf Förderung ... ... Beratung und gegebenenfalls Vereinbarung sind Bestandteil des in regelmäßigen Abständen zu führenden Beratungsgesprächs.  | 
          
| (5) | Lehrerinnen und Lehrer dokumentieren die von ihnen wahrgenommene Fort- und Weiterbildung durch die Zusammenführung entsprechender Nachweise in einem Portfolio. .... | 
| (6) | Bei der Teilnahme an Veranstaltungen wird nach Maßgabe der schulischen Möglichkeiten Unterrichtsausfall vermieden. | 
c. Gegenseitige Unterrichtsbesuche und -besprechung
d. Feedback- Kultur
e. Coaching
f. Intervision/ Supervision
Literatur
Dryda, Ch. (2005): "Ergebnisorientierte
              Personalentwicklung" in: Pädagogische Führung;
              H. 2; S. 68 - 71
              Lohmann, A. (2005): "Personal braucht
              Entwicklung" in: Pädagogische Führung; H. 2;
              S. 61 - 68
          



    
Mit
                  dem Subsystem Personalentwicklung ist die individuelle
                Ebene der Organisation Schule gemeint.